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Von Snapchat bis zum Elfenbeinturm- Erstes Fast Forward Science Barcamp präsentiert sich vielseitig und gut gelaunt

Trotz bestem Berliner Sommerwetter fanden sich rund 40 wissenschafts- und videobegeisterte Teilnehmer auf dem ersten Fast Forward Science Barcamp bei Wikimedia Deutschland ein. Ebenso sonnig wie das Wetter war auch die Stimmung, denn nach Vorstellungsrunde und Sessionplanung war klar, dass die bunte Mischung der Teilnehmenden spannende Diskussionen verheißen würde: Angefangen bei der Frage nach der Rolle der Geisteswissenschaften in der Wissenschaftskommunikation, über das Geheimnis viraler Webvideos, bis hin zur Deutschlandpremiere von Sciddle – The Science Riddle. Der vielseitige Input der insgesamt elf verschiedenen Sessions wurde von engagierten Teilnehmenden auch in unserem Etherpad für die Nachwelt festgehalten.

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Ein kleiner Einblick in die Sessions soll aber auch an dieser Stelle gewährt werden. Gleich eine der ersten Sessions behandelte die Frage, wie Geisteswissenschaften sich in der Wissenschaftskommunikation besser gegen die scheinbar übermächtigen Naturwissenschaften behaupten können. Die Diskussion drehte sich um das Phänomen, dass die Geisteswissenschaften ständig ein diffuses Gefühl der Rechtfertigung beschleicht, weil die Öffentlichkeit oftmals relativ ungehalten mit Aussagen wie „Wozu ist das gut?“ oder „Das hätte ich dir auch so sagen können“ reagiert. Die Naturwissenschaften hingegen sonnen sich in dem Glanz ihrer Überlegenheit, vor dem die Öffentlichkeit Respekt hat und den sie aufgrund mangelnden Fachwissens auch nicht hinterfragt. Bei den in der Session versammelten Geistes- sowie Naturwissenschaftlern war von dieser feindlichen Stimmung jedoch nicht viel zu spüren. Konstruktiv wurde darüber debattiert, warum die Naturwissenschaften sich besser vermarkten, welche Vorteile Metaphern in den Naturwissenschaften haben und wie man Katzenvideos als Anknüpfungspunkt zu aktueller Forschung nutzen kann.

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Spielerisch ging es auch bei der Vorstellung von Sciddle – The Science Riddle zu. Das Prinzip war schnell erklärt: Es gilt, Termini der mathematischen Physik zu erklären, ohne Fachworte zu verwenden. Die Idee ist es, dieses pädagogische Spiel beispielsweise in Tutorien an der Universität einzusetzen. Die Forscher in dem erstmalig präsentierten Trailer machten ihre Sache, unterstützt durch bunte Animationen, schon recht gut. Später waren dann die Sessionteilnehmer gefragt und stellten fest, dass man nicht erst ein Tutorium besuchen muss, um richtig Spaß an dem Spiel zu haben. Passend zum gesuchten Wort „Akustik“ unterbrach der Pausengong jäh die Spielfreude. Aber weil Regeneration mindestens ebenso wichtig ist wie Training, waren die Pausen zwischen den Sessions auch sehr beliebt. Hier konnten neue Kontakte geknüpft oder Themen vertieft werden, die in den 45 Minuten einer Session zu kurz gekommen sind. Der kulinarische Höhepunkt war dann definitiv die große Mittagspause, in der sich die Teilnehmer an veganen sowie vegetarischen Spezialitäten vom Mittelmeer stärken konnten. Von einem Mittagstief war danach jedoch nicht viel zu spüren: bestens im Zeitplan starteten um 16 Uhr die letzten Sessions. Eine davon behandelte Snapchat, den Instant-Messaging Dienst, der mit dem Reiz der Vergänglichkeit spielt, indem die Inhalte nur wenige Sekunden sichtbar sind und sich dann selbst zerstören. Während einige darin eine geniale Möglichkeit der Schaffung von Nähe, Authentizität  und Aktualität sahen (bei Snapchat werden nämlich keine aufwendigen Hochglanzvideos produziert, sondern eher ruckelige Momentaufnahmen), argumentierten andere, dass die Selbstzerstörung vor allen Dingen Zeitstress auslöse. Zudem gebe es keine Möglichkeit der Analyse von Inhalten im Nachhinein. Einig waren sich die Diskutanten aber darin, dass man Snapchat als derzeit am schnellsten wachsendes soziales Netzwerk auf keinen Fall aus den Augen lassen sollte.

Schließlich wurden in einer letzten gemeinsamen Session noch einmal alle elf Sessions kurz zusammengefasst. Danach stellten sich die Organisatoren dem direkten Feedback der Teilnehmer, wobei eines sich deutlich herauskristallisierte: viele hätten sich noch einen zweiten Tag des Barcamps gewünscht. Ebenso kam der Wunsch nach Wiederholung der Veranstaltung im kommenden Jahr auf. Am Ende des langen Tages bestand noch die Möglichkeit, im Biergarten den Tag ausklingen zu lassen. Trotz Champions League Finale kreisten auch hier die Gespräche vorwiegend ums wissenschaftliche Webvideo und Wissenschaftskommunikation ganz allgemein.